Thoemmes, Guenther by Das Erbe des Bierzauberers

Thoemmes, Guenther by Das Erbe des Bierzauberers

Autor:Das Erbe des Bierzauberers
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-01-29T11:08:00+00:00


Ein seltsames Unwohlsein beschlich ihn, als er im ›Geprellten Kaufmann‹ Platz nahm. Er war unfähig, es zu beschreiben, aber Georg war sicher, seinem Bauchgefühl vertrauen zu können. Irgendetwas stimmte hier nicht, nur was?

Zuerst sah er den Brauer, der wieselflink zwischen den Braukesseln und der Gaststube hin- und herlief. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn, irgendwie kam dieser Brauer ihm bekannt vor. Nachdem er jedoch noch niemals zuvor in Augsburg gewesen war, musste es eine Sinnestäuschung sein. So hässlich, schiefnasig und pockennarbig, wie der daherkam, nein, da könnte Georg sich bestimmt daran erinnern, da war er sich sicher. Er hatte zwar ein schlechtes Gedächtnis für Namen, aber Gesichter konnte er sich hervorragend merken.

Das Birkenbier schmeckte annehmbar, keine Meisterleistung der Braukunst, aber weitaus besser als der Durchschnitt. Süß und halbwegs süffig lief es die Kehle hinab.

Obwohl Georg sicher war, hier weiter nichts Beanstandenswertes zu finden – wenn der Rat das Birkenbier zuließ, so sollte er das auch tun –, konnte er, seinem Instinkt vertrauend, es sich nicht verkneifen, den Brauer Markus ein wenig auszufragen. Dieser allerdings antwortete ziemlich einsilbig.

»Bist du schon lange hier als Brauer?«

»Ja.«

»Und vorher?«

»Bei Freiburg.«

»Wieso bist du da weggegangen?«

»Brauherr gestorben.«

Georg fühlte eine gewisse Unehrlichkeit hinter diesen knappen Antworten. Markus’ offensichtliche Unwilligkeit zu antworten lösten in Georg den Reiz zur Provokation aus.

Wie konnte er den Augsburger Brauer aus der Reserve locken? Da hatte er plötzlich eine Idee.

»Hast du eigentlich keine Angst, hier zu arbeiten? Augsburg ist ein ziemlich gefährliches Pflaster für Brauer, oder?«, kam die nächste Frage nicht mehr ganz so arglos daher.

»Wie meinst du das?«

Zum ersten Mal zeigte Markus eine Reaktion.

»Ich habe in München gehört, dass dort einem Brauherrn sein neuer Brauerbursche in Augsburg erschossen wurde. Und gestern habe ich von einem anderen Brauherrn gehört, der hier in Augsburg vergiftet wurde.«

Georg hatte nicht die geringste Ahnung, wie nah er dem Mörder bereits war, als er seine nächsten Frage stellte:

»Hat einer der Augsburger Brauer etwa Angst vor auswärtiger Konkurrenz?«

Eigentlich nur als kleine Stichelei gedacht, war Markus’ Reaktion darauf überraschend heftig.

Fast spie er die Antwort aus:

»Trink aus und geh! Du bist hier nicht mehr erwünscht. Wir mögen keine Gäste, die schlecht über uns Augsburger Brauer reden.«

Der verwirrte Georg zahlte und ging, am nächsten Morgen verließ er Augsburg. Das rettete ihm wahrscheinlich das Leben.

Auf seiner Weiterreise grübelte er weiter. Diesmal nicht voller Traurigkeit über Kunigunde, sondern über Markus. Was von dem, was er gesagt hatte, war es gewesen, das diese Reaktion des entstellen Brauers im ›Geprellten Kaufmann‹ ausgelöst hatte? Was hatte es mit diesem Menschen auf sich? Was für ein Geheimnis trug er mit sich herum? Und wo könnte Georg ihn vielleicht doch schon einmal gesehen haben?



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